Landschaftsarchitektur: Freese Landschaftsarchitektur
Visualisierung: VIR.works
Preisträger: 2. Platz
Städtebau
Die KiTa wird in einem langen die Dr. Kurt-Schumacher Str. begleitenden Gebäuderiegel untergebracht.
So entsteht, gemeinsam mit der Bestandsscheune, ein kleines über die Straße spannendes und den Straßenraum fassendes und beruhigendes Ensemble im ansonsten sehr heterogenen Kontext der anonymen Wohnungsbauten der jüngeren Baugeschichte in der direkten Umgebung.
Bewusst wird mehr Nähe zu dem vertrauten Bild der langen Zeilen der weißen Stadt und sehr konkreten Analogien zu ruralen Scheunengebäuden gesucht, um das Gebäude dennoch vor Ort zu kontextualisieren. Der eingeschossige Baukörper mit flach geneigtem Satteldach fügt sich hierbei, trotz seiner Länge, gut in die Maßstäblichkeit der suburbanen Umgebung ein.
Die Reduktion der Kubatur auf die Reinform einer Scheune macht die Bedeutung des Gebäudes als besonderen, öffentlichen Stadtbaustein klar und hebt es so von seinem Gegenüber ab.
Durch die Setzung ergibt sich eine Zonierung des Grundstückes in einen nord-westlichen Straßenraum, an dem Stellplätze und Anlieferung angeordnet werden, und den südöstlichen, gut besonnten und durch das Gebäude geschützten Freianlagen der KiTa.
Freiflächen
Durch die Bebauung als Riegel erfolgt eine klare Zonierung der Freiflächen des Außenraumes in öffentliche Flächen, bzw. halböffentliche Flächen und private Spielflächen der KiTa. Die Erschließung erfolgt über die Dr. Kurt Schumacher Straße, zu welcher die Parkplätze straßenbegleitend als Längsparker mit dazwischenliegenden Grünflächen mit mittelkrönigen Laubbäumen angeordnet werden. Bezogen auf den Haupteingang werden zu dieser Straße gelegen ebenfalls die Fahrradstellplätze angeordnet.
Weitere Zuwegungen zum Außenbereich der KiTa sind über die Johannes Rau Straße und die südlich angrenzende angedachten Privatstraße möglich.
Die Außenspielflächen der KiTA werden durch die riegelförmige Bebauung klar von der Dr. Kurt Schumacher Straße abgegrenzt und liegen geschützt im Süd-Osten des Grundstücks. Das Zusammenspiel zwischen Gebäude und Außenraum wird durch die konzeptionelle Aufnahme der Bogenform im Außenraum betont. Das Konzept der Spielflächen bietet ein flexibles Flächenangebot an, wodurch eine spätere Anpassung der Flächen an ein zukünftig zu entwickelndes pädagogisches Konzept jederzeit möglich ist. Es entsteht großer Freiraum für Bewegung, in dem Zwischenbereiche mit geschützten Nischen Möglichkeiten für Aufenthalt und Spiel im lichten Schatten ermöglichen. Mehrere Spielflächen enthalten unterschiedliche, altersgerechte Spielangebote, Sitzelemente in unterschiedlichen Höhen und Ausformungen ermöglichen Treffen oder Rückzug.
Die zukünftige Beschattung der Freiflächen wird durch zahlreiche Neupflanzungen von Bäumen auf dem Grundstück gewährleistet.
Die Baumauswahl für die Neupflanzungen orientiert sich an der GALK-Straßenbaumliste und an gut geeigneten Bäumen im Hinblick auf den Klimaschutz.
Die Rahmenpflanzung orientiert sich an der potenziellen natürlichen Vegetation.
Funktion
Die KiTa wird mit einem klar strukturierten eineinhalbbündigem Grundriss organisiert, der ein hohes Maß an Orientierung und zugleich Flexibilität für die Nutzer gewährsleistet.
Das straßenseitig erschlossene Foyer liegt zentral im Gebäude. Die dem Foyer zur Gartenseite vorgelagerten Bewegungs- und Speiseräume verknüpfen es mit den südlichen Freianlagen der KiTa. Die Gruppenräume werden durch einen Flur, welcher durch sich aufweitende Garderobenbereiche gegliedert und belichtet wird, erschlossen und sind konsequent nach Südosten zur Freifläche orientiert und von dieser aus direkt zugängig. Die Gruppennebenräume und Toiletten sind jeweils in schmalen Spangen zwischen zwei Gruppenräumen angeordnet. Der Krippenbereich befindet sich südlich und der Kitabereich nördlich des Foyers, so ist auch hier eine klare Zonierung und Orientierung gegeben. Die Verwaltungs- und Nebenräume der Kita sind längs der Straßenfassade in Kuben, welche in den Flur eingestellt sind, angeordnet. Auf diesen Kuben und den Gruppennebenräumen, können durch die Satteldachform ohne großen Mehraufwand zusätzliche flexibel nutzbare Rückzugs-, Spiel, oder Ruheräume angeordnet werden, die einen großen Mehrwert über das Raumprogramm hinaus generieren können.
Sämtliche Gruppen- und Gruppennebenräume lassen sich über in den Wandaufbauten integrierte Falttüranlagen zu flexibel bespielbaren Raumkontinuen verbinden oder je nach Nutzungsszenario introvertiert verschließen.
Durch die relativ geringe Gebäudetiefe, sowie im Dach angeordnete Oberlichtbänder ist eine optimale Belichtung sowohl der Nutz- als auch der Verkehrsflächen gegeben.
Alle im Raumprogramm geforderten Nutzflächen sind barrierefrei erschlossen. Alle zu den Spielflächen orientierten Räume führen direkt durch ausreichend breite Türen ins Freie. Zusätzlich dient der Mittelflur jeweils zu den Giebelseiten und zu den Hauptein- und ausgängen zur Entfluchtung.
Architektur
Das rote Backsteingebäude nimmt einen Bezug zum städtebaulichen Kontext auf.
Die Materialität und die handwerklich gefügten Details erzeugen eine freundliche und einladende Atmosphäre, die der Nutzung gerecht wird. Die klassischen sich selbst tragenden Mauerwerksbögen und die damit einhergehenden unterschiedlichen Fensterformen lassen das Gebäude trotz der klaren Form in einem guten Sinne eklektisch und heiter wirken.
Während bei den Gruppenräumen Segmentbögen, welche auch bei der gegenüberliegenden Bestandsscheune zu finden sind, verwendet werden, wird der Haupteingang durch einen großen Römischen Rundbogen betont. Diese konstruktiven Elemente werden mit einem gelb-grünlichen Klinker farbig abgesetzt um die Logik der Konstruktion und des Tragens und Lastens zu veranschaulichen.
Im Inneren des Hauses dominieren natürliche Baustoffe und eine kleinteilige, auf den Maßstab der Kinder bezogene, in Ihrer Formenvielfalt fast postmodern anmutende Ausformulierungen der Möbel und Wände.
Konstruktion
Die Kita wird in einer wirtschaftlichen und effizienten Mischbauweise errichtet, die einen hohen Grad an Vorfertigung und somit einen schnellen Bauablauf gewährleistet.
Die Außenwände werden als 2-schalige Konstruktion mit einer Innenschale aus Kalksandstein, mineralischer Kerndämmung und einer dauerhaften, robusten Klinkervorsatzschale errichtet. Die Innenwände und das Dach werden in Holzbauweise ausgeführt, um einen hohen Anteil von nachwachsenden, ökologischen Baustoffen zu erreichen. Auf Grund der konventionellen Spannweiten sind hierbei wirtschaftliche Querschnitte der Konstruktionen realisierbar.
Durch die kompakte Kubatur ergibt sich eine geringe Hüllfläche. Es wird auf ein technikarmes und somit wartungsarmes Gebäudetechnikkonzept gesetzt. Die WCs erhalten eine Entlüftung, ansonsten können alle Räume natürlich belüftet werden. Der sommerliche Wärmeschutz wird durch einen Textilen Sonnenschutz hinter den Ziegelstürzen realisiert.